Jean Leppien in seinem Atelierhof in Roquebrune

1954

Foto: Sem Presser

Jean Leppien in seinem Atelierhof in Roquebrune

1954

Foto: Sem Presser

Jean Leppien - Vom Bauhaus zum Mittelmeer

Einzelausstellung in der Hamburger Kunsthalle 2013

Jean Leppien

Vue du restaurant d'entreprise de l'Immeuble des Pétroles

1962 - Foto: Paul Genest

Jean Leppien

Vue du restaurant d'entreprise de l'Immeuble des Pétroles

1962 - Foto: Paul Genest

Jean Leppien

1910-1991

Der deutsch-französische Maler Jean Leppien steht für die geometrische Abstraktion der Nachkriegsmoderne. Als Exil-Künstler schöpft Leppien seine Erfahrungen sowohl aus seiner Bauhauszeit in Dessau als auch aus seinen Begegnungen mit der art abstrait in Paris.
Das Œuvre von Jean Leppien lässt sich in verschiedene Phasen fassen.

Die Gemälde der 1940er und 1950er Jahre zeigen eine Bildflächenstruktur, die durch Linien und Farbfelder entsteht. Durch amorphe, geschwungene und gerade Linie und den farbigen Elementen wird ein ausdruckstarker Rhythmus mit emotionalen Impulsen erzeugt. In der folgenden Phase verändert sich die Malweise, die Farbe erhält materiellen Charakter und unregelmäßig begrenzte Flächen dominieren. Zwischen 1967 und 1976 arbeitet Leppien an der UFO-Serie, die leuchtende Kreisscheiben mit konzentrischen Ringen über horizontalen Farbstreifen zeigen. Parallel entstehen von 1970 bis 1976 Werke, in denen die Kreuzform dominiert. Am Ende der 1970er Jahre kommt es zu den Predellla-Bildern, die den Bildraum in ein Oben und Unten strukturieren. Um 1980 herum verwendet der Künstler Textilien und tachistische Formsprache für seine Bildcollagen. Das Spätwerk des Malers zeichnet sich durch äußerste Reduktion von Farbflächen mit vereinzelten Akzenten aus.

Jean Leppien wird als Kurt Johannes Leppien am 8. April 1910 in Lüneburg in eine Fabrikantenfamilie hineingeboren. Von 1929 bis 1930 studiert er am Bauhaus Dessau bei Josef Albers, Wassily Kandinsky und Paul Klee. Von 1931 bis 1933 schließt der Künstler ein Fotografie-Studium bei Lucia Moholy und László Moholy-Nagy in Berlin an. Dort lernt er 1932 die jüdische Ungarin Suzanne Markos-Ney (1907-1982) kennen, eine Bauhaus-Schülerin, Fotografin und Weberin. Im März 1933 emigrieren beide nach Paris, wo sie als Grafiker arbeiten. 1939 wird Leppien im Arbeitslager von Marolles interniert und meldet sich als Gegner des NS-Staates in der Légion Étrangère. Aus Furcht vor Repressalien führen Jean und Suzanne Leppien von 1940 bis 1944 ein zurückgezogenes Leben in Sorgues, wo 1941 die Hochzeit stattfindet. Dennoch verhaftet die Gestapo 1944 Suzanne Leppien und deportiert sie in das KZ Auschwitz. Jean Leppien wird in Paris von einem deutschen Kriegsgericht zu sieben Jahren Zuchthausstrafe begnadigt. Er überlebt zahlreiche Gefängnisse und wird am 25. April 1945 befreit. Einen Monat später trifft er seine Frau in Paris wieder. Das Künstlerpaar lebt zunächst in Nizza. Schließlich wird neben Paris der Ort Roquebrune-Village ihre Heimat, auch bekannt als Wirkungsstätte von Eileen Gray und Le Corbusier. Leppien pflegt Künstlerfreundschaften wie zu Serge Poliakoff, Michel Seuphor, Pierre Soulages und Victor Vasarely. Er wird Mitglied des Pariser Salons des Réalités Nouvelles und stellt dort von Beginn an regelmäßig aus. 1948 erhält der Maler den Prix Kandinsky als prix d’encouragement neben dem Hauptpreisträger Max Bill. Durch seine Übersetzungen von Kandinskys Schriften entwickelt er sich zum Bauhaus-Experten, steht er doch mit Nina Kandinsky in engster Verbindung. 1953 erlangt er die französische Staatsbürgerschaft und wird 1987 vom Kulturministerium zum Offizier des Ordre des Arts et des Lettres berufen. Jean Leppien stirbt am 19. Oktober 1991 in Paris und wird in Roquebrune-Village beigesetzt.

VAN HAM Art Estate betreut seit 2020 den Estate Jean Leppien, der bedeutende Gemälde aus allen Schaffensphasen beinhaltet. Der schriftliche Nachlass befindet sich im Stadtarchiv Lüneburg.

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